aargau eins A 2/2019

6 2.2019 aargau eins A War der Berner Aargau einst die Korn- kammer der Schweiz, zählt der Kanton heute zu den stark industrialisierten Regio- nen und blickt auf 300 Jahre bewegte Industriegeschichte zurück. Das Projekt #ZeitsprungIndustrie widmet sich ab Herbst 2019 intensiv diesem Thema. Autorinnen: Kaba Rössler und Carol Nater Cartier Co-Präsidentinnen Verein Industriewelt Aargau Dominierte im 18. und 19. Jahrhun- dert in erster Linie die Textilindustrie, gewannen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Metall- und Ma- schinen- sowie die chemische und Elek- troindustrie an zentraler Bedeutung im Aargau. Heute stehen mit der Digitali- sierung wiederum grosse Veränderun- gen an. Im Rahmen des Projekts #Zeit- sprungIndustrie sollen das Kulturerbe, Aargauer Erfindungen, aber auch neuste Entwicklungen aus Industrie und Forschung über die Kantonsgrenzen hinaus be- kannt gemacht werden. INDUSTRIEGESCHICHTE IM AARGAU Ab dem 15. Jahrhundert diente der Berner Aargau mit Zofingen, Aarau, Lenzburg und Brugg als Kornkammer des bernischen Staates, nach 1719 und dank dem «Manufaktur- mandat» aus Bern entwickelte sich dieses Gebiet zur Pionier- region der Frühindustrialisierung und des Textilgewerbes. Es entstanden Verlagssysteme für Leinen, Baumwolle und Seide, zum Beispiel der Familien Rothpletz und Meyer aus Aarau. Basierte das Verlagssystem noch auf Heimarbeit – der Verle- ger brachte die zu verarbeitende Rohware und holte das fer- tige Produkt wieder ab –, bündelte eine Manufaktur verschie- dene Arbeitsgänge an einem Ort; im Gegensatz zur Fabrik aber noch wenig mechanisiert. Ein typisches Beispiel dafür ist die Firma Kern, die 1819 mit der Herstellung von Reis- zeug in Aarau startete und sich mit Zirkeln und Optikgerä- ten schweizweit einen Namen machte. Viel zögerlicher verlief die Frühindustrialisierung in der Region Baden. Entlang der Limmat nutzten ab den späten 1820er-Jahren erste Spinnerei- und Gerbereibetriebe die Was- serkraft. Mit der ersten Eisenbahn von Zürich nach Baden – Spanischbrötlibahn genannt – gewannBaden zuerst vor allem als Kurort an Bedeutung und profitierte wirtschaftlich vomFremdenverkehr. Mit der Gründung der BBC (Brown, Boveri &Cie., heute ABB) 1891 veränderte sich die Situation schlagartig. Innert kürzester Zeit war BBC das grösste Unternehmen der Schweizer Maschinenindustrie und wichtigster Arbeitgeber in der Region. Noch heute ist Baden ein beliebter, lebendiger Industriestandort. Trotz Strukturwan- del in der Industrie seit Anfang der 1990er-Jahre konnte die Anzahl Stellen in den vergangenen Jahren gesteigert werden. VON DER KORNKAMMER ZUM KREATIVKANTON A Blick in die BBC-Werkstätte Bild: Otto Daettwyler, 1966 B Mitarbeitende posieren vor dem Wasserkraft- generator für das Nilkraftwerk Assuan, 1952 Historisches Archiv ABB Schweiz, N.1.1.136984 und N.1.1.81071 www.zeitsprungindustrie.ch www.industrieweltaargau.ch A

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