aargau eins A 2/2019

45 2.2019 aargau eins A C ÜBER DAS FIBL Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen zur Biolandwirtschaft. Die Stärken des FiBL sind interdisziplinäre Forschung, gemeinsame Innovationen mit Landwirten und der Lebensmittelbranche sowie ein rascher Wissenstransfer. An den verschiedenen FiBL-Standorten sind rund 280 Mit- arbeitende tätig. Praxis und die Forschung im Biolandbau zeigten, so die For- scher, dass zum Beispiel die chemischen Unkrautvertilger mit modernsten Geräten, mit Mischkulturen und mit Bodenbede- ckungen vollständig ersetzt werden könnten. Um nachhaltige Lösungen zu finden, ist jedoch vorbeugender Pflanzenschutz wichtig. Laut den Spezialisten des FiBL basieren zukünftige Lö- sungen auf den Systemeffekten durch vielgliedrige Fruchtfol- gen, Mischkulturen, Buntbrachen, Hecken, Blühstreifen und er- tragsneutrale Restverunkrautungen. Ein Netzwerk aus Bauern, Pflanzenschützern, Anbautechnikern, Ökologen, Forschern und Beratern sei unumgänglich für die Erarbeitung und Erprobung von praxistauglichen Lösungen. Um die komplexen Krankheits- und Schädlingsprobleme insbesondere bei den Spezialkulturen zu bewältigen, setzt das FiBL unter anderem auf Züchtungspro- jekte, die zum Beispiel verbesserte Krankheitstoleranzen beim Apfel zum Ziel haben. Um neue Sorten zu züchten, braucht es aber weltweit mehr Unterstützung. SCHWEIZ KÖNNTE SPITZENPOSITION EINNEHMEN Bereits seit dreissig Jahren forschen Agroscope und FiBL im Bereich des direkten Pflanzenschutzes ohne chemisch-syntheti- sche Pestizide. Dabei sind sie auf eine Fülle anmöglichen Lösun- gen wie zumBeispiel natürliche Antagonisten, Pflanzenextrakte oder natürliche Materialien gestossen. Sie zu standardisierten Pflanzenschutzprodukten zu entwickeln, ist aber extrem teuer. Würde mehr in die öffentliche und private Forschung in diesem Bereich investiert, könnte die Schweiz weltweit eine Spitzen- position einnehmen. Denn die Debatte um Pestizide ist längst lanciert. Und trägt erste Früchte. Dazu gehört etwa die Tat- sache, dass in der Europäischen Union mittlerweile die Hälfte aller Genehmigungsanträge für neue Wirkstoffe zu den biolo- gischen Pflanzenschutzmitteln gehören. Die Weiterentwick- lung von vorbeugenden und direkten Pflanzenschutzmethoden ist auf diesem Hintergrund dringlich geworden. Woran harzt es also, dass in der Forschung noch immer die Gelder fehlen, um die Arbeit im Bereich des biologischen Landbaus voranzu- treiben? Urs Niggli, Direktor des FiBL, ortet den Grund da- für, dass die Verteilung der öffentlichen Gelder hinter der tat- sächlichen Entwicklung des Biolandbaus in der Praxis und im Konsum nachhinkt, in der Geschichte: «Sehr lange erkannte man das Potenzial des Biolandbaus für eine moderne Landwirt- schaft und Ernährung nicht und sah das Ganze eher als eine Art traditionelle Landwirtschaft an, welche einfach ‹funktioniert›», so Niggli. Die Schweiz habe zwar einen Vorsprung gegenüber anderen Ländern und sei in der Forschung führend, aber um die hohen Ansprüche des Biolandbaus an die Umweltverträg- lichkeit und das Tierwohl zu erfüllen, sei man immer noch zu schwach aufgestellt. «ZumGlück ändert sich das ganz langsam», freut sich Urs Niggli. DIE KRAFT DER VERNETZUNG Das Denken, dass Schädlingsbekämpfung vor allem dann funktioniert, wennman das richtigeMittel gegen einen Schäd- ling findet, ist immer noch weit verbreitet. Demgegenüber steht die Forschung des FiBL, die von einem systemischen Ansatz ausgeht und Zusammenhänge wie Fruchtfolgen und «Kein anderes Land investiert so viel wie die Schweiz in die Ausbildung und Beratung der Landwirte.»

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