aargau eins A 2/2019

32 2.2019 aargau eins A Mitten in einer Waldlichtung, nur rund 1,5 Kilometer von der Altstadt Zofingen entfernt, majestätisch, magisch und un- verhofft: Die Sandsteinhöhle Chuzehöhli begeistert, inspiriert und wirft zugleich viele Fragen auf. Text und Bild: Bruno Wiederkehr Chuzehöhli, Chuzenhöhli oder auch Kuzenhöhli – die mit tausend Inschriften und Widmungen versehenen Kalkstein- wände, die Feuerstellen, die dunkle, bedrohlich wirkende Höhle und der grosse Platz davor sind beliebt. Allerdings, aus- ser bei den Einheimischen, fast unbekannt. Ein Geheimtipp also für Schulausflüge, für Wandergruppen und – ein belieb- ter Partyort. Insbesondere Mittelalter- und Folk-Konzerte fin- den hier ebenfalls bisweilen statt. Die zumeist auf Facebook vernetzten Gruppierungen finden in der Chuzehöhli die op- timale Location: zeitlos, etwas magisch, etwas romantisch und abseits des lauten und emsigen Lebens, und doch in unmittel- barer Nähe von Zofingen. IM MITTELALTER REGE GENUTZT Dass sich Mittelaltergruppierungen so gerne in der Chu- zehöhli (Koordinaten 639800/238100) treffen, macht durch- aus Sinn. Denn gerade im Mittelalter wurde der Sandstein von diesem Ort rege genutzt. Und zwar insbesondere für den Bau der Stadtkirche von Zofingen. Die Basilika wurde ab dem 11. Jahrhundert, erst im spätromanischen, dann im frühgoti- schen Stil erbaut. Der Bau von Gebäuden in der Grösse der Stadtkirche Zofingen war imMittelalter keine einfache Sache. Die Wahl der Bausteine spielte für Stabilität und Lebensdauer des Bauwerkes eine grosse Rolle. Bevorzugt wurde natürlich lokales Gestein – sofern vorhanden. Die Transportwege soll- ten ja möglichst kurz sein. Beschränkt fündig wurde man in der Chuzehöhli. Die Aussenpfeiler, der obere Teil des Kirch- turms und die Fensterrahmen sind aus grauem, leicht grünli- chem, feinem Sandstein. Bei diesemGestein handelt es sich um typische Obere Meeresmolasse, abgebaut in der Chuzehöhli. GEOLOGISCH INTERESSANT Zofingen liegt ja im «Molasseland», durch Geologen auch alpines Vorlandbecken genannt. Millionen von Jahren lagerten Flüsse Gestein ab. Diese Süsswassermolasse wurde zwischen- zeitlich von einem Meeresarm überflutet, und so bildete sich eine Meeresmolasse mit Muschelkalk- und Muschelsandstein. Mit etwas Glück entdeckt man in den Sandsteinblöcken vor der Höhle Muschelabdrücke oder sichtet einen Fischzahn DUNKEL IST’S UND GF VERWUNSCHEN SCHÖN: DIECHUZEHÖHLI ZIEHT

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