aargau eins A

20 1.2018 aargau eins A findet man gerade in den VOLG-Läden mehrheitlich Honig aus dem Dorf oder der Region. Das ist eine sehr begrüssens- werte Initiative! ODER SPITZER GEFRAGT: WER MACHT HONIG VON GLÜCKLICHEN BIENEN? Also erstens: Den Honig «macht» nicht der Imker, den machen die Honigbienen. Zweitens: Ich behaupte, dass Honigbienen, welche na- turgemäss gehalten werden, «irgendwie glücklicher» sind. Auf jeden Fall sind meine Honigbienen vitaler als der Durch- schnitt. Aber ich gehe auch anders mit den Bienen um als der Standard-Imker, der auf grossen Honigertrag setzt. «Mit den Bienen imkern» G ERHARD F ASOLIN aus Hunzenschwil hat in der Schweiz viel für die Imkerei geleistet. Er errichtete den europaweit ersten Bienen- lehrpfad in Schafisheim (1996) und gründete die erste private und verbandsunabhängige Imkerschule der Schweiz (2010). Damit schuf er sich aber nicht nur Freunde. «Ich bin ein Querdenker, hinterfra- ge mein Handeln fortwährend», meint er. Die Anerkennung in der Fachwelt freut ihn, die oft fehlende Bereitschaft mit statt gegen die Bienen zu imkern, ärgert ihn. «Mit zunehmender Erfahrung in der Standard-Bienenhaltung dachte ich immer öfter darüber nach, ob diese angelernte Art der Im- kerei auch der richtige Weg sei», erinnert sich Fasolin, der sich seit über 40 Jahren mit der Imkerei beschäftigt. Extensiv statt intensiv und nachhaltig statt Ausbeutung, heisst seine Devise. Dies lehrt er auch in seinen Kursen an der Schweizerischen Imkerschule, die von Imkern aus der ganzen Schweiz besucht werden. Was aber bedeutet artgerechte Bienenhaltung? «Das Wesentli- che ist, dass den Bienen für ihren Wohnungsbau keine künstlichen Bauhilfen vorgegeben werden müssen», doziert Fasolin. «Die Bienen dürfen sich, wie von der Natur vorgesehen, über den Bienenschwarm vermehren. Eingriffe ins Bienenvolk werden dabei auf das absolut Notwendigste beschränkt.» Mit seiner naturnahen Imkerei ist Fasolin ein Wegbereiter, der immer mehr Nachahmer gewinnt. Er ist überzeugt: «Die heutige Standard-Imkerei – ohne die grundlegenden Bedürfnisse des Bienen- volkes zu berücksichtigen – führt in die Sackgasse.» Insofern sieht er auch eine Mitschuld der Imker am Bienensterben durch die intensive, einseitig ertragsoptimierte Bienenhaltung. «Wenn wir nicht umkeh- ren und uns auf ehemals traditionelle Werte besinnen, werden wir das Problem noch verschärfen», sagt er. A A Imker und Bienenexperte aus Leidenschaft: Gerhard Fasolin.

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